ODER
Spieglein, Spieglein an der Wand, ist dieser Beruf für mich interessant?
Keine Sorge, wir erzählen dir hier keine Märchen. Doch wenn du schon immer wissen wolltest, wie der Spiegel der bösen Königin gemacht wurde und dich der Gedanke, gläserne Schuhe für Cinderella zu entwerfen, ins Träumen versetzt, dann bist du hier richtig. Mit einer Ausbildung zum Glasveredler bist du zwar kein Zauberlehrling, aber du verwandelst den Rohstoff Glas mit deinem Talent in ein wahres Meisterwerk. Glaskelche gravieren, Vasen bemalen oder bunte Fensterornamente zusammenstellen sind nur einige der Aufgaben, bei denen du deine Kreativität ausleben kannst. Du lernst alle Techniken kennen, um Glas in verschiedensten Formen und Farben den letzten Schliff zu verpassen, und spezialisierst dich später auf eine von drei Fachrichtungen: Kanten- und Flächenveredelung, Schliff und Gravur oder Glasmalerei und Kunstveredelung. Um dir den Durchblick zu verschaffen, haben wir einen Blick in die Kristallkugel geworfen und verraten dir etwas über deine Zukunft als Glasveredler.
Kunstvolle Kronleuchter, traumhafte Trinkgläser oder wertvolle Wunderlampen – das alles wirst du bald wie von Zauberhand erschaffen. Das klingt aber eher nach Glasbläser? Nicht ganz, denn im Gegensatz zu den Glasbläsern stellst du den Rohstoff nicht selbst her, sondern bist für die Weiterverarbeitung zuständig. Besondere Muster oder Dekore entstehen nämlich nicht bei der Produktion, sondern werden von gekonnten Handwerkern eingearbeitet. In der Ausbildung veredelst du sozusagen die Oberfläche durch verschiedene Arbeitsvorgänge wie Schleifen, Ätzen oder Schmelzen. Deine geschickten Hände formen stumpfes Glas so schnell zu einem kleinen Kunstwerk.
Doch bevor du direkt damit loslegen kannst, deine kreativen Ideen in Gläser und Vasen zu gravieren, lernst du im ersten Ausbildungsjahr zunächst etwas über das Material und wie man fachgerecht damit arbeitet – denn Glas ist nicht gleich Glas. An zwei Tagen in der Woche werden dir daher an der Glasfachschule auch die unterschiedlichen Techniken vermittelt, um Flach- und Hohlglas zu verarbeiten. Die restlichen Tage verbringst du im Betrieb, also in Glaswerkstätten oder Kunstglasereien, wo du für die Flächenveredlung und Kunstverglasungen zuständig bist. Als Glasveredler oder Glasveredlerin kannst du heutzutage sowohl im künstlerischen Bereich als auch im konstruktiven Glasbau beschäftigt werden. Das kann schon mal eine zerbrechliche Angelegenheit sein – aber keine Sorge, Scherben bringen ja bekanntlich Glück.
Deine Ausbildung zum Glasveredler kann dir auch so manche Tür zum Bereich der Innenarchitektur öffnen. Zumindest wird sich dein handwerkliches Können Glastüren und -fenstern zuwenden, wenn du dich im dritten Ausbildungsjahr für die Fachrichtung Kanten- und Flächenveredelung entscheidest. Dein Berufsalltag wird sich dann hauptsächlich um die sogenannten Flachgläser drehen. Hast du dich auch schon immer gefragt, wie ein Spiegel entsteht? Die Antwort darauf erfährst du bei diesem Ausbildungsberuf sogar aus erster Hand, indem du durch das Auftragen von Silberschichten auf eine Glasfläche und das anschließende Polieren dem Spiegel erst seine Funktion verleihst. Aber auch die kunstvolle Gestaltung von großräumigen Glasbauten wie etwa Glasraumteiler oder Spiegelwände gehört dann zu deinen Aufgaben. Wählst du allerdings die Spezialisierung Schliff und Gravur, hinterlässt du auf Hohlgläsern deine eigene Handschrift – und zwar wortwörtlich. So gehört es zu deinen täglichen Aufgaben des Glasveredlers, mithilfe von Graviermaschinen Trinkgefäße, Vasen und andere gläserne Objekte mit Schriften, Blumen oder Reliefs zu dekorieren. Maschinen mit großen Schleifscheiben arbeiten Kugel-, Rillen- oder Eckschliffe ein, die künstlerische Effekte wie Schattierungen erzeugen.
Dein Talent kannst du in der Fachrichtung Glasmalerei und Kunstverglasung auch mit Pinsel und Farbe zum Ausdruck bringen. Hier entwirfst du Kunstverglasungen für den sakralen oder privaten Bereich. Mit den von dir erstellten Schablonen werden deine Designs aus Buntglas, aber auch Blei oder Messing zusammengesetzt oder auf Glasobjekte übertragen. Dabei darfst du schon mal den Pinsel schwingen, indem du mit Glasfarben Muster auf Vasen oder Lampen malst und sie abschließend mit einem Brennvorgang verewigst. Zumindest so lange nichts zu Bruch geht. Aber auch für diesen Fall bist du gewappnet, denn Reparaturen und Restaurationen gehören in dieser Fachrichtung ebenfalls zu deinen Aufgaben, wie die Erneuerung von alten Kirchenfenstern.
Der praktische Teil in deiner Ausbildung findet in Glaswerkstätten, Kunstglasereien oder Industriebetrieben statt. Hier lernst du die alltäglichen Aufgaben und Pflichten kennen, die der Beruf des Glasveredlers mit sich bringt. Auch wenn du einen großen Teil deiner Arbeit mit den unterschiedlichsten Maschinen durchführst, ist dennoch ein hohes Maß an handwerklichem Geschick gefragt, da feinste Schliffe und Verzierungen in Handarbeit gefertigt werden. Bevor du dich für diesen Ausbildungsberuf entscheidest, solltest du dir aber unbedingt einen Spiegel vorhalten und feststellen, ob du die entsprechenden Voraussetzungen erfüllst. Der Umgang mit Glas kann schon mal eine ganz schön zerbrechliche Angelegenheit sein. Sorgfalt ist deshalb die oberste Priorität, da zu tiefe Gravuren oder falsch angebrachte Schablonen schnell Schäden an dem Material verursachen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Ein ruhiges Händchen solltest du deshalb unbedingt vorweisen.
Ebenso wichtig sind ein Sinn für Ästhetik, ein Talent zum Zeichnen und eine gute Portion Kreativität, da es durchaus vorkommt, dass du selbständig Zeichnungen und Designs entwickelst und auch verwirklichst. Wie so viele Berufe im Handwerk bringt auch der Glasveredler ein gewisses Risiko mit sich, weil durch die Arbeitsprozesse schon mal feiner Glasstaub in der Luft liegen kann. Zum Glück bist du aber bestens ausgerüstet und trägst zu deiner eigenen Sicherheit angemessene Schutzkleidung, um Verletzungen, etwa durch Säure, zu vermeiden. Leider gibt es keine Schutzrüstung der Welt, die dich vor dem frühen Aufstehen bewahrt. Während in Handwerksbetrieben der Arbeitstag meist morgens startet, kann in der Industrie Schichtdienst häufiger vorkommen, sodass du dich oft auch erst am Nachmittag auf den Weg zur Arbeit machst.
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