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#AZUBI-LIFE
16.10.2024

Mobbing in der Ausbildung: Was kann ich tun?

Mobbing in der Ausbildung kann den Alltag zur Hölle machen und zu ernsten psychischen Belastungen führen. Wir sagen dir, wie du Anzeichen von Mobbing erkennst, was du dagegen tun kannst und welche Rechte du als gemobbter Azubi hast. Denk immer dran: Du bist nicht allein!


Du hast endlich eine Ausbildung gefunden, die dir Spaß macht und startest motiviert in deine Lehrzeit. Doch schon nach kurzer Zeit merkst du: Die Stimmung im Betrieb ist mies, mit den Kolleginnen und Kollegen vibed es so gar nicht. Ein Grund, die Ausbildung sofort abzubrechen – antworteten zumindest 31 % der Befragten in unserer Instagram-Umfrage auf die Frage: „Aus welchem Grund würdest du eine Ausbildung abbrechen?“. Ist ja auch kein Wunder: Ein negatives Umfeld nimmt einem die Freude an der Arbeit und kann schnell auf die Psyche schlagen.

Mobbing ist einer der Hauptgründe für schlechtes Arbeitsklima. Immer wieder bekommen wir Nachrichten von Azubis, die jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen, weil sie sich von Kollegen oder Vorgesetzten gemobbt fühlen. Ihre Frage ist eigentlich immer: „Was kann ich jetzt tun?“

In diesem Artikel erklären wir dir, woran du erkennst, ob du tatsächlich von Mobbing betroffen bist und welche du Maßnahmen du in diesem Fall ergreifen kannst und solltest.

Was ist Mobbing überhaupt?

Mobbing bedeutet, dass eine Person wiederholt und systematisch durch Worte oder Taten schikaniert, beleidigt oder ausgegrenzt wird. Ziel ist es oft, die betroffene Person psychisch zu verletzen oder zu erniedrigen.

Mobbing kann viele Formen annehmen, wie etwa ständige Kritik, Gerüchte verbreiten, bewusstes Ignorieren oder unfaire Aufgabenverteilung. Es geschieht oft über einen längeren Zeitraum und kann das Wohlbefinden stark beeinträchtigen.

Werde ich gemobbt? Anzeichen von Mobbing in der Ausbildung

Grundsätzlich gilt: Wenn du dich gemobbt, unterdrückt oder ausgeschlossen fühlst, stimmt etwas in deinem Ausbildungsbetrieb nicht und du solltest etwas dagegen tun. Ganz egal, was andere sagen. Lass dir auf gar keinen Fall einreden, dass du dich „doch nicht so anstellen sollst“!

Es gibt aber auch einige klare Anzeichen dafür, dass du in der Ausbildung gemobbt wirst:

  • Ausgrenzung und Ignorieren: Wenn du ständig von Gesprächen ausgeschlossen wirst oder merkst, dass andere absichtlich den Kontakt zu dir meiden.
  • Schikanen und Beleidigungen: Wenn dir immer wieder herabsetzende Kommentare oder Kritik zu deiner Arbeit gemacht werden, die nicht konstruktiv ist.
  • Unfaire Arbeitsaufteilung: Dir werden absichtlich unangenehme oder sinnlose Aufgaben zugeteilt, während anderen interessante und herausfordernde Arbeiten angeboten werden.
  • Informationsentzug: Deine Kolleg*innen oder Vorgesetzten lassen wichtige Informationen absichtlich aus, sodass du in deiner Arbeit eingeschränkt wirst.
  • Rufschädigung: Wenn Gerüchte über dich verbreitet werden, die dein Ansehen im Team oder beim Chef beschädigen.

Warum wird in der Ausbildung überhaupt gemobbt?

Mobbing kann viele Ursachen haben und in der Regel tragen die Gemobbten selbst überhaupt keine Schuld daran. Häufig sind es die Unsicherheiten oder Ängste der Mobberinnen und Mobber, die sie zu solchen Handlungen treiben. 

In einem Ausbildungsbetrieb, wo viele Menschen unterschiedlichster Altersgruppen und Hierarchiestufen zusammenarbeiten, kann es besonders leicht zu Spannungen kommen. Auch Neid, Machtstreben oder persönliche Unsicherheiten können Gründe sein, warum jemand mobbt.

Gründe für Mobbing in der Ausbildung

  • Neid auf deine Fähigkeiten oder Leistungen: Wenn andere sich durch deine Arbeit bedroht fühlen.
  • Hierarchiekämpfe: Besonders in Unternehmen mit starren Hierarchien kann es vorkommen, dass Azubis nicht ernst genommen werden und man sich über sie erhebt.
  • Angst vor Veränderungen: Manche Menschen empfinden neue Auszubildende als Bedrohung für ihre eigene Position.
  • Fehlendes Selbstbewusstsein des Mobbers: Oft liegt das Problem beim Mobber selbst, der versucht, durch das Herabsetzen anderer seine eigene Unsicherheit zu kompensieren.

Die Folgen von Mobbing im Ausbildungsbetrieb

Mobbing am Arbeitsplatz kann schwerwiegende psychische und physische Folgen haben. Viele Betroffene erleben einen kontinuierlichen Abbau ihres Selbstwertgefühls, was oft zu Ängsten, Depressionen und einer allgemeinen Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens führt.

Die ständige Angst und Anspannung können zudem Schlafstörungen, Kopf- und Magenschmerzen sowie eine dauerhafte Erschöpfung auslösen. Über einen längeren Zeitraum kann Mobbing auch zu Burnout führen, einer emotionalen und physischen Erschöpfung, die den Weg zurück in ein normales Arbeitsleben erheblich erschwert. 

Studien zeigen, dass Mobbing-Opfer ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und andere stressbedingte Gesundheitsprobleme haben. Oft entwickeln Betroffene ein Misstrauen gegenüber dem sozialen Umfeld und isolieren sich, was den Leidensdruck weiter verstärken kann. Langfristig kann Mobbing zu einer völligen Arbeitsunfähigkeit und sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes führen.

Welche Rechte haben gemobbte Azubis?

In Deutschland gibt es Gesetze, die dich vor Mobbing schützen. Das Arbeitsschutzgesetz und vor allem das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sind die rechtlichen Grundlagen, auf die du dich berufen kannst.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist ein wichtiger rechtlicher Schutz gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz in Deutschland. Es soll sicherstellen, dass niemand aufgrund von Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Identität benachteiligt wird. 

Auch im Fall von Mobbing, das häufig aus diskriminierenden Verhaltensweisen resultiert, kann das AGG eine Schutzfunktion erfüllen. Arbeitgeber sind nach dem AGG verpflichtet, für ein Arbeitsumfeld zu sorgen, das frei von Diskriminierung und Belästigung ist. Kommt ein Unternehmen dieser Pflicht nicht nach, können Betroffene Schadensersatzansprüche geltend machen. Wichtig ist, dass die Vorfälle gut dokumentiert werden, um den Diskriminierungscharakter nachweisen zu können.

Mobbing in der Ausbildung: Das kannst du jetzt tun!

Wenn du Opfer von Mobbing in der Ausbildung bist, ist es ganz wichtig, den Mund aufzumachen! Wir wissen, dass das alles andere als einfach ist. Du stehst als Azubi ganz unten in der Nahrungskette eines Betriebes und willst es doch eigentlich nur allen recht machen. Schweigen bringt aber überhaupt nichts – du leidest weiter, brichst möglicherweise sogar deine Ausbildung ab. Und wahrscheinlich wirst du auch nicht die oder der Letzte sein, der unter den Mobbern leidet.

Die folgenden Schritte können die dir in deiner Situation helfen können:

  • Dokumentiere die Vorfälle: Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz heißt es, dass die Mobbing-Vorfälle „gut dokumentiert“ werden sollen. Deswegen ist es ganz wichtig, dass du eine Art „Mobbing-Tagebuch“ führst. Halte darin detailliert fest, was passiert ist, wann es passiert ist und wer daran beteiligt war. Besonders hilfreich ist es, die genauen Worte und Taten zu notieren, denn so können später auch Muster im Verhalten des Mobbers oder der Mobberin aufgezeigt werden. Es ist sinnvoll, auch deine eigenen Gefühle und körperlichen Reaktionen zu den Vorfällen zu notieren, um die Auswirkungen auf deine psychische Gesundheit zu dokumentieren. So ein Mobbingtagebuch kann später als Beweis dienen, wenn du das Gespräch mit deinem Arbeitgeber oder einem Betriebsrat suchst, oder wenn du rechtliche Schritte erwägst.
  • Sprich mit der Mobberin oder dem Mobber: Oft wissen Menschen nicht, wie sehr ihr Verhalten anderen schadet. Ein sachliches Gespräch kann manchmal schon viel bewirken. Setze klare Grenzen und mache deutlich, dass du dieses Verhalten nicht länger duldest.
  • Vertraue dich jemandem an: Sprich mit Freund*innen, Familie oder einer Vertrauensperson im Unternehmen. Auch die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) ist eine gute Anlaufstelle, die dir bei Problemen im Ausbildungsbetrieb zur Seite steht. Diese Unterstützung kann dir helfen, die Situation besser einzuordnen und weitere Schritte zu planen.
  • Ziehe den Betriebsrat hinzu: Viele Unternehmen haben einen Betriebsrat, der sich für die Rechte der Mitarbeiter*innen einsetzt. Der Betriebsrat kann dich im Umgang mit Mobbing unterstützen und helfen, die Situation zu klären.
  • Hol dir rechtliche Unterstützung: Wenn das Mobbing weiterhin andauert und dir keinen Raum zur Entfaltung lässt, kann es sinnvoll sein, rechtliche Schritte zu erwägen. Beratungsstellen und Anwälte, die sich auf Arbeitsrecht spezialisiert haben, können dich dabei unterstützen, die besten Entscheidungen zu treffen.

Mobbing in der Ausbildung: So findest du Unterstützung und Hilfe

Wenn du in deiner Ausbildung gemobbt wirst, gibt es verschiedene Anlaufstellen, die dir weiterhelfen können. Neben Betriebsräten und der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) gibt es auch externe Beratungsstellen, die dich unterstützen können. Eine davon ist das Mobbing-Telefon der Gewerkschaften, bei dem du dich anonym beraten lassen kannst.

Weitere Beratungsstellen sind:

  • Berufsberatung der Agentur für Arbeit: Sie bietet nicht nur Hilfe bei der Berufsfindung, sondern auch Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Ausbildung.
  • Telefonseelsorge (kostenlos und anonym): Wenn du einfach mal mit jemandem reden möchtest, kann die Telefonseelsorge dir helfen. Du erreichst sie unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222.
  • Online-Plattformen und Selbsthilfegruppen: Viele Betroffene tauschen sich in Foren oder sozialen Netzwerken aus und geben sich gegenseitig Tipps. Allein das Wissen, dass du nicht allein bist, kann dir oft schon weiterhelfen.

Schreib uns!

Und dann gibt es natürlich noch unsere Social-Media-Kanäle. Hast du Probleme oder Fragen zur Ausbildung, schreib uns doch erst mal eine Nachricht. Wir versuchen immer, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und wenn wir euch mal nicht selbst helfen können, verweisen wir euch an die richtigen Stellen.


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Über den Autor

Tobi ist seit 2021 Redakteur bei Ausbildung.de und beschäftigt sich seitdem täglich mit den Sorgen und Problemen von Auszubildenden.