ODER
„Macht was G’scheit‘s d‘raus!“
Wie Generationen heute voneinander lernen
Rund 470 Auszubildende erlernen bei REHAU deutschlandweit einen Beruf. Während die Einsteiger der Generation Z dabei sind, die Arbeitswelt umzugestalten, ziehen sich die „Babyboomer“ langsam aus dem Berufsleben zurück. Lisa Bunzel (angehende Fachinformatikerin im 2. Lehrjahr) und Dieter Wunderlich (Ausbilder in der Produktion) teilen zwar nicht die gleichen Geburtsjahrgänge, doch überraschend viele Ansichten. Ein Gespräch über Vorurteile, Mut und Wandel.
Dieter: „Als Ausbilder erlebe ich, dass es oft erst mit 21 ‚Klick‘ macht. Den Jüngeren fällt es schwer, mit ihren Freiheiten richtig umzugehen. Zu meiner Zeit war die Auswahl der Berufe überschaubar. Es hieß: ‚Lern‘ was G’scheit‘s, mach was d‘raus!‘ Heute sind junge Leute kaum bereit, etwas zu Ende zu bringen. Ihnen fehlt es an Geduld.“
Lisa: „Geduld ist keine Generationenfrage. Die Welt steht uns offen. Trotzdem lässt der Leistungsdruck kaum zu, es langsam anzugehen. Ausbildung, Studium, Auslandssemester… Viele brechen ihren Weg ab, weil er nicht zu ihnen passt. Früher war der Weg vorgegeben. Heute braucht es Mut, sich zu finden.“
Lisa: „Mit 23 bin ich nicht die jüngste Auszubildende. Davor habe ich mein Fachabitur und eine erste Ausbildung weit weg von zu Hause gemacht. Das war vielleicht nicht besonders mutig, aber anders. Auszuprobieren was einem liegt, das kann ich nur empfehlen.“
Dieter: „Nutzt Ferienjobs und Praktika! Ich habe früher von anderen abgeschaut und ausprobiert, auch in meiner Freizeit. Google oder YouTube gab es nicht.“
Dieter: „Ich bin seit 47 Jahren bei REHAU. Wandel gab es früher schon. Heute geht nur alles viel schneller. Für meine Generation erhöht es das Stresslevel um ein Vielfaches. Dafür wünschte ich mir mehr Verständnis. Von den Jüngeren und von denen, die außerhalb der Produktion tätig sind.“
Lisa: „Auch wir spüren, wie sich Berufsbilder wandeln, Grenzen verschmelzen. Alles wird schneller und internationaler. Dabei ist die Produktion noch immer ein spannender Ort. Hier wird das Geld verdient. Das sollte stärker wertgeschätzt werden. Grundsätzlich sind wir aber auf einem guten Weg. Wir kommunizieren viel und ohne Hierarchie-Schranken. Wo sonst noch bietet die Geschäftsleitung in der ersten Woche Azubis das Du an?“
Dieter: „Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn viel erlebt. Der Aufbau der Produktionen in Frankreich, Kanada und hier in Rehau: Das waren Herausforderungen, an denen man wächst. Dafür bin ich dankbar. Meine Generation hat den nachkommenden in vielerlei Hinsicht den Boden bereitet. Den Nachwuchs mit guten Zeugnissen in die Berufswelt zu entlassen, macht mich persönlich stolz. Ich bin sicher, dass viele von ihnen ihr Können ebenfalls an nächste Generationen weitergeben. Damit die wiederum was G’scheit‘s d‘raus machen.“
Bei REHAU sind Ideen und Teamgeist gefragt – vom ersten Tag an. Schon während der Ausbildung wird darauf Wert gelegt, selbständig zu arbeiten und Verantwortung zu tragen. Azubi-Projekte sind dabei ein gutes Instrument, um Engagement und Kreativität zu beweisen und über den Tellerrand des unmittelbaren Arbeitsumfeldes hinauszublicken.
Ein tolles Beispiel dafür ist das Projekt „Notebook-Schrank“, dem sich Konstantin Beckstein und Alexander Nitschke gewidmet haben. Die beiden jungen Leute vom Standort Rehau starteten im September 2017 mit ihrer Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Während Konstantin seit Juli auf seinen Abschluss stolz sein kann und mittlerweile im Bereich „Electronics into Polymers“ elektrotechnisch unterstützt, wird Alexander nächstes Jahr seine Ausbildung beenden. Die beiden übernahmen das Thema eigenverantwortlich als Abschlussprojekt ihrer Ausbildung.
„Ursprünglich gab es in unserem Ausbildungszentrum einen Schrank, aus dem Auszubildende und Ausbilder Notebooks entnehmen konnten. Entnahme und Rückgabe wurden manuell erfasst, was sich als sehr umständlich erwies. Zudem waren die Notebooks häufig entladen oder sogar nicht mehr auffindbar. Deshalb hatten wir die Idee, die Ausgabe der Notebooks einfacher, sicherer und ‚smarter“ zu gestalten und damit zu zeigen, wie sich „Industrie 4.0“ in die praktische Ausbildung integrieren lässt.
Das Projekt gingen die beiden Nachwuchskräfte sehr strategisch an. So sorgte eine Einteilung in die Phasen Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle für Struktur. Anfangs wurde ein Grobentwurf erstellt und der Materialeinsatz mit möglichst vielen REHAU Produkten geplant. Im Anschluss folgten Konstruktion und Bau des Schrankes sowie die Umsetzung der Elektrotechnik inklusive Programmierung. Nach einer Testphase konnte der Schrank abgenommen werden.
Während Alexander die Umsetzung der Ladesteuerung, die elektrische Installation und den mechanischen Aufbau des Elektrotechnik-Schubs übernahm, sorgte Konstantin für die Verdrahtung der Sensorik und Aktorik, das Programmieren und die Umsetzung der USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung). „Unsere Kenntnisse und Fähigkeiten, die wir während unserer Ausbildung erworben haben, konnten wir dabei gut einsetzen“, so das Urteil beider.
Bei der Entwicklung des Schrankes galt es, so manche Hürde zu nehmen. „Wir mussten uns erst einmal gründlich in die CAD-Software sowie die Programmiersprachen einarbeiten. Beim Zuschnitt der Platten sowie beim Bekanten hatten wir zeitliche Verzögerungen aufzuholen. Und auch viele rechtliche Vorgaben zum Datenschutz mussten geklärt werden“, zählt Konstantin auf.
„Wir haben bei Bedarf immer Unterstützung erhalten. Zum einen von unseren Ausbildern, zum anderen von Kollegen aus den Bereichen DIGIT, Electronics into Polymers sowie der unternehmenseigenen Möbelwerkstatt, die uns beim Bau zur Seite standen,“ betont Alexander und ergänzt: „Und natürlich hatte Ausbildungsleiter Michael von Hertell stets ein offenes Ohr für uns.“
Der Schrank ist nun fertig und in Betrieb genommen – nach einem spannenden und lehrreichen halben Jahr. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Aus dem neuen, mobilen Möbelstück können insgesamt 15 Notebooks über einen persönlichen Zugangs-Code entnommen und zurückgegeben werden. Die Dokumentation und auch die Aufladung der Notebooks erfolgen automatisch. Und sogar eine Vorab-Reservierung ist möglich.
Ausbildungsleiter Michael von Hertell zeigt sich begeistert von dem Ergebnis, aber auch vom Engagement der beiden: „Mit dem Projekt haben Alexander und Konstantin eindrucksvoll bewiesen, was in ihnen steckt. Ich bin mir sicher, dass die beiden Nachwuchskräfte sehr viel wertvollen Input für ihr künftiges Berufsleben gewinnen konnten.“
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